Bereits um 6.15 Uhr war man in Norrköping also auf der Suche nach einem Lift in das gut 250 Kilometer entfernte Kalmar. Gegen 7.30 Uhr erbarmte sich dann endlich mal ein Schwede, mich gut 40 Kilometer mitzunehmen. Nun stand man richtig übel. Zwar direkt an der E22, aber so ungünstig, dass Autos und LKWs mit 90 Sachen an einem vorbeirauschten. Für 10 SEK wurde dann mal der Bus zum nächsten Ort bestiegen, durch den aber ebenfalls nicht die Schnellstraße führte. Gedanklich hatte man trotz der noch recht frühen Zeit das Match schon ad acta gelegt, denn für den Kick in Kalmar war man nicht bereit, größere Summen für Bus und Bahn zu investieren. Just also an der Abfahrt der Straße den Bus wieder verlassen und die noch üblere Location begutachtet, hielt ein Wohnmobil aus Bergisch Gladbach. Bis Västervik führte die Reise und mehr als die halbe Strecke war geschafft. (Wer es mal machen will: Lift nur bis Sönderköping oder Västervik akzeptieren) Ohne die beiden würde man wohl noch heute im Niemandsland bei Gusum stehen. Besten Dank nochmals. Västervik scheint einer DER kleinen Touristenorte in Schweden zu sein. Am Bahnhof gab es dann für lediglich 100 SEK eine Art NRW-Ticket, halt nur für die Region „Kalmar“, zu erwerben. Das unschlagbare Angebot wurde angenommen, da man nach dem Spiel noch gute 150 Kilometer damit wieder zurückfahren konnte. Zunächst zuckelte man mit dem Bus nach Vimmerby, dem Kaff, wo Pippi Langstrumpf und Astrid Lindgren herkommen. Von hier ging es mit einer 1A Bimmelbahn nach Kalmar. Keine zugesifften Züge wie in Germany, Getränke im vernünftigen Preisniveau (Kaffee 15 SEK) und bequeme Sessel. Sollte sich die DB mal ansehen und viel lernen.
In der Stadt fand ein Touristen-Konzert statt. Auf den Straßen fiel hier wiederholt auf, dass die Schweden wohl die größten Autoproleten in Europa sind. Mit Ami-Schlitten, oder sonstigen aufgemotzten Kisten zeigt man was man hat. (Aber nur dem, der sich für den Scheiß auch interessiert. Sollen lieber mal zum Fußball gehen, als die Kohle sinnlos in die Karren zu stecken ). 12 Minuten braucht man vom Bahnhof zum „Fredriksskans IP“. Hier ist wirklich noch alles provinziell. Angefangen vom Stadion, über die Orga, bis hin zu den Fans. Unvorstellbar, dass Kalmar diese Saison gute Chancen auf die Meisterschaft hat. Das Stadion ist bis auf die beiden überdachten Tribünen irgendwie zusammengeschustert. Überall finden sich Behelfsdinge, so dass man auf ganze 10 Tribünen kommt. Allerdings fasst der Ground trotzdem nur ca. 9.000 Zuschauer. Lediglich die Lage des Grounds direkt am Wasser kann gefallen.
Das heutige Match selbst ist bedeutungslos. Kalmar siegte schon im Hinspiel des UEFA-Cup Qualifikationsspiels in Luxemburg mit 3-0. Wohl auch ein Grund, weshalb sich nur ganze vier Racing Fans auf den Weg in den Norden gemachte hatten. Support gab es von keiner Seite. Bei Kalmar war nichtmals eine Art Fanblock auszumachen. Lediglich gelegentliches, wohlwollendes Klatschen war zu notieren. Eine Videowand, wie in den anderen Erstligastadien, sucht man im Fredriksskans vergebens. Allerdings spielt man hier noch auf Naturrasen. Zur Halbzeit führte Kalmar schon mit 3-0. 7-1 hieß es am Ende, wobei Racing Luxemburg der Ehrentreffer erst in der Nachspielzeit gelang. Um das Regioticket auch richtig ausnutzen zu können, wurde die Reiseroute nach Jönköping, wo Tags drauf der nächste Kick steigen sollte, umgeändert. Statt sich mühevoll über Växjö zu nähern, beschloss man mit dem letzten Zug nochmals Pippi Langstrumpf zu besuchen. Bis zwei Nester vor Vimmerby ging auch alles glatt. Doch dann streikte die Lok. Motorschaden und die nächsten zwei Stunden wurde man bestens von Ivonne der Schaffnerin bedient. (Leider nur mit Kaffee ;-)). Per Sammeltaxis wurden dann die Reisenden in ihre Zielorte kutschiert. Gegen zwei Uhr schlug man dann das Zelt im Kurpark (?) auf, bevor es am nächsten Morgen weiter nach Jönköping gehen sollte.
weitere Bilder
|