Der Alptraum Kairo war nun endlich vorbei und schon auf den ersten paar Metern vorbei am Roten Meer sah alles viel freundlicher aus. Von Eilat aus ging es per Bus leider schon im halbdunkeln Jerusalem entgegen. Dank „Reiseführer Waky“ fand man dann problemlos das Old Jaffa Hostel. Kurz die Sachen abgestellt und per Pedes die paar Schritte in die Altstadt bewältigt. Selbst Abends finden sich noch etliche Juden ein, die an der Westwall beten oder dem Rabbi beim Vorlesen zuhören. Alles recht interessant. Dem Treiben einige Zeit zugesehen und dann wieder Retour Richtung Hostel. Doch so weit kam man gar nicht erst. Der Donnerstag scheint DER Partytag in Israel zu sein. Schon recht lustig anzusehen, wie die gelockten Nachwuchsrabbis sich kaum noch auf den Beinen halten konnten. Terrorsuff wie in Deutschland. Mit etwas Glück konnte man gar noch einen Tisch abgreifen und gab sich ebenfalls den Kaltschalen hin. Von Minute zu Minute hat mich das Land mehr und mehr begeistert. LP Mac Donalds musste natürlich auch noch folgen, bevor man recht spät die Bettkante stempelte. Am nächsten Morgen dackelte man dann noch etwas durch Jerusalem, bevor man sich auf zum „Damaskus Gate“ machte, um von hier mit dem Sherut Taxi Nr.18 Richtung Ramallah zu starten. Das es auch deine direkte Linie nach Al-Ram gibt (81 ??? ), erfuhr man erst später. Aufgrund M/S Marc seiner Erlebnisse war man dann doch erstaunt, dass das Sherut ohne Stop die Grenze passierte und wohl auch nach Ramallah durchgefahren wäre. Also schnell hinter der Grenze das Gefährt verlassen und zu Fuß Richtung Innenstadt von Al-Ram geschlendert. Nicht weiter zu Erwähnen, dass bei der Kopftuchfraktion wieder alles komplett zugemüllt war. Plötzlich hielt ein Auto und ein recht netter älter Zeitgenosse mit seinem Sohn fragte auf englisch wo ich denn hinwollte. Nach einer Minute erfuhr man dann, das er gar ganz gut Deutsch sprach, weil er hier einmal vier Jahre in der verbotenen Stadt gewohnt hat. Somit eingestiegen und einige Schauergeschichten erfahren. Die Palästinajugend hält offenbar jeden Fremden für einen Israeli und von daher sollte man schon etwas acht geben (was sich später auch zeigte). Jedenfalls zuckelte er mich zum Ground (ca. 2 km ab Grenze) und fragte vor Ort gleich nach den Spielen für heute. Der eigentlich angedachte Kick fiel ins Wasser, aber immerhin konnte er mit der erlösenden Info aufwarten, dass beide Zweitvertretungen der angesetzten Vereine ein Testkick im Faisal-Al-Husseini Stadion hätten. (altern. wäre auch noch genug Zeit gewesen, um nach Bethlehem zu fahren). Die Einladung auf einen Kaffee nahm man natürlich gerne an, trotz verbotener Stadt, und fand sich mitten in einem Cafe in der schmuddeligen City wieder. Zu Fuß ging es dann den nun bekannten Weg wieder zurück. Immer schön an der Mauer entlang und man kann das Stadion nicht verfehlen.
Im Ground war natürlich noch niemand zugegen, aber scheinbar hatte man meine Ankunft doch bemerkt. Zwei Blagen tauchten auf und versuchten mit „Schalom-Rufen“ zu provozieren. Als man aber nicht drauf reagierte und denen auf englisch klarmachte, dass man kein Israeli sei, schleppten sie noch ein paar Freunde an und die versuchten mit Händen und Füßen einen wieder Löcher in den Bauch zu fragen. Als dann von offizieller Seite ein paar Leute im Stadion auftauchten und die Blagen verscheuchten, mich aber anstandslos sitzen ließen, kehrte Ruhe ein. Oder nicht ganz, denn keine fünf Minuten später bekam man wieder einen Kaffee gereicht und wurde in die Heiligtümer gebeten. Meine Frage nach Ranin zauberte dann erstaunte Blicke hervor. Woher ich denn Ranin kennen würde...Kannte ich nur aus Erzählungen und hier schließt sich dann der Kreis wieder. Schnell war Fladenbrot und allerlei anderer Kram aufgetischt. Amr sprach als einzigster etwas Englisch und so erfuhr man, dass wohl mittlerweile alle zwei Wochen ein paar Deutsche hier zum Fußball auftauchen würden ;-) u.a. auch eine Frau mit blonden Haaren ;-) Über die Gastfreundschaft schreibe ich nichts mehr, lest es beim Gastbericht von Menden/Sieg Marc nach. Überwältigend.....Gegen halb fünf bequemten sich dann die Spieler aufs Feld und boten eine recht unterhaltsame Partie vor vielleicht 60 Zuschauern, die mit 2-1 endete.
Zurück zur Grenze ging es diesmal in gut 30 Minuten zu Fuß. Hier musste man dann zu Fuß ohne Passkontrolle rüber. Die Sheruts (18+78+81) standen abfahrbereit und somit zuckelte man zurück nach Jerusalem. Kurz das Gepäck aus dem Hostel geholt und gleich um die Ecke wiederum den letzten Platz in einem abfahrbereiten Sherut nach Tel Aviv für 30 Schekel (Schabbath-Zuschlag, sonst wohl nur 20) abgegriffen. Freitagsabends ruht komplett alles im Land. Weder Busse, noch geöffnete Geschäfte, noch sonst was findet man. (Außer in Tel Aviv, da haben auch die Kneipen auf) Lediglich die kleinen Sammeltaxis verkehren rund um die Uhr. In Tel Aviv am Busbahnhof war es dann auch nicht anders. Keine Linienbusse fuhren Richtung Jaffa. Sheruts verkehren auf der Linie ebenfalls nicht, so dass man das „Old Jaffa Hostel Tel Aviv“ nach gut 25 Minuten Fußweg erreichte. (Besten Dank noch mal für die Stadtpläne an MS)
Beim Buchen hatte man sich um einen Tag vertan, bekam aber dennoch glücklicherweise ein letztes freies Bett. (Im Mädchenschlafraum ;-) ). Alternativ kann man hier aber auch auf dem Dach pennen. Wiederum das Gepäck abgestellt und zu Fuß immer auf der Promenade bei noch 25 Grad Richtung Tel Aviv geschlendert. Schon jetzt hat sich die Stadt in mein Herz gebrannt. Von 0 auf 100 bei den persönlichen Top-Citys. Fantastisch, wenn nur die ganzen Kopftücher nicht gewesen wären, die den Feiertag nutzten und zu Hunderten im kleinen Park rumlungerten, grillten, lärmten und innerhalb kurzer Zeit wieder alles mit Müll verdreckten. Als ich drei Stunden später wiederum den selben Weg zurück ging, sah es überall wie auf einer Müllhalde aus. Kein Benehmen das Volk. Aufgrund des Schabatths fiel dann auch der Plan nach Jordanien zu fahren ins Wasser, denn an der „King Hussein Bridge“ bei Jericho bekommt man kein Visum ausgestellt. Somit hätte man zunächst nach Beit She`an gemusst und auf jordanischer Seite den selben Weg nach Amman zurück. Und aufgrund div. Reiseberichte sollte man „Petra“ in Jordanien einmal besucht haben. Somit wird dann Jordanien mit Syrien und Libanon mal als 10 Tagestour gemacht. Alternativ gab es am Abend ja Maccabi Tel Aviv gegen Akko im Bloomfield Stadium und man hatte einen Tag mehr in meiner neuen Favorit-City No. 1.
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