Schon im Februar buchte man sich bei TUIfly für Tel Aviv ein, um den letzten fehlenden UEFA Verband in Angriff zu nehmen. Die Länderspielansetzung Israel vs. Lettland machte die frühe Buchung möglich und somit bestand die Reisegruppe aus Renate, Sascha aus Saarbrücken und mir. Doch wegen einer kurzfristigen Urlaubssperre seines Arbeitgebers, musste Sascha leider absagen. Somit gings also zu zweit zum 4 stündigen Flug zum Ben Gurion Airport, 20 km östlich der Stadt gelegen. Nach pünktlicher Landung um kurz nach 0 Uhr, hieß es erstmal die erste Hürde zu nehmen und keinen Stempel des Staates Israel in den Reisepass zu bekommen, um Problemen bei späteren Reisen in Arabische Länder vorzubeugen. Auf Nachfragen wurde die Bitte problemlos gewährt und somit machte man sich mit zwei weiteren Deutschen aus dem Flieger mit dem Taxi gen City auf.
Am Hotel angekommen, kam man noch mit dem deutschsprachigen Hostelköter ins Gespräch, bevor es gegen 3 Uhr in die Federn ging. Der nächste Tag erwartete einen mit sonnigen 31 Grad und somit wurde erstmal die Strandpromenade begutachtet und die Umgebung erkundet. Gegen Mittag gings dann von der Central Bus Station bequem in gut 45 Minuten zum ersten Ziel der Tour - nach Jerusalem. Dort dann direkt mit einem weiteren Bus Richtung Altstadt, wo heute wegen des Freitags einiges los war. Jede Religionsgruppe war auf den Beinen, um in ihre jeweilige Kirche oder Moschee zu pilgern. Ein wildes Durcheinander, welches sich durch die ganze Altstadt zog und zu krassen Engpässen an den Altstadttoren führte. Aus sicherer Entfernung beobachtete man das Geschehen, ehe es dann zum Ost Jerusalemer Busbahnhof ging und man zum ersten Highlight der Tour startete. Auch am Bahnhof herrschte Chaos, Unmengen von Pilgern soweit das Auge reicht, die alle Ihren Bus bekommen wollten.
Das Sherut Taxi Nr. 18 sollte einen zum Qualandia Checkpoint bringen, dem Gate, dass den Übergang zum Westjordanland nach Palästina möglich macht. Komplett überfüllt bekam man noch die letzten 2 Stehplätze im Gang des Taxis. Die überwiegend palästinensischen Insassen des Taxis machten die 10 km lange Fahrt zu einem Erlebnis. Es wurde wild gestikuliert, diskutiert und verbale Ausseinandersetzungen machten die Runde. Wir konnten nur spekulieren worum es sich drehte, aber nachdem 10 israelische Schekel durch alle Hände zum Fahrer gerreicht wurden und 3 Schekel wieder retour kamen, hatte man sich wohl geeinigt und es kehrte Ruhe ein. Kurz vor dem Checkpoint ging dann gar nichts mehr. Aus 2 Fahrbahnen wurden 6 gemacht und alle Busse, Taxis und Mopeds standen kreuz und quer. Der Gegenverkehr wollte auch noch durch und die Busse wollten wieder Richtung Jerusalem wenden. Herrlich. Der Fahrer machte einem klar, dass es ab jetzt nur noch zu Fuß weiter geht bis zum Checkpoint. Also reihte man sich in der Menge ein und wurde im Sog nach vorne getrieben. Alles hupte, schrie und drängte sich in endlos langen Reihen Richtung Übergang. An eine Überquerung mit dem Auto war im Moment nicht zu denken, da alle Menschen kreuz und quer über die Strassen liefen. Am Checkpoint angekommen checkte man erstmal bei den israelischen Beamten, ob der Checkpoint auch Nachts für die Rückreise geöffnet hat. Dieses wurde uns bestätigt und somit gings durch ein kleines Gate ohne jegliche Kontrollen, aber im Blick der israelischen Armee mit Gewehr im Anschlag, über die Grenze. Hinter dem Übergang das gleiche Bild, wildes Gedränge und Unmengen an Bussen die in alle Richtungen Palästinas aufbrachen. Wir bewegten uns erstmal zu Fuß Richtung der Stadt Al Ram, wo am Abend das Match steigen sollte. Nach 2 Kreisverkehren lichteten sich die Menschenmassen und wir machten mit einem Taxiköter ein fairen Preis von 2 € für die Fahrt zum Stadion aus.
Nach gut 10 minütiger Fahrt erreichte man das Faisal-Al-Husseini-International Stadium, welches man sofort enterte, um die herausgefundene Ansetzung zu bestätigen. Ein paar Mitarbeiter des Stadions waren auch schon vor Ort und man fragte nach dem Match. Sofort bekam man die erfreuliche Nachricht, dass das Match wegen des andauernden Ramadans um 22 Uhr steigt. Perfekt dachte man sich und war eigentlich schon froh, dass am Checkpoint alles problemlos lief und das das Match stattfindet. Nun wollte man den Ground eigentlich wieder verlassen und die Stadt etwas erkunden, doch Ranin, unser befragter Mitarbeiter stellte sich als Sicherheitschef des Stadions herraus und lud uns spontan auf ein Kaffee in die Räumlichkeiten der Haupttribüne ein. Was nun an Gastfreundlichkeit folgte sucht seinesgleichen. Man wurde in das Büro des palästinensischen Fussballpräsidenten gebeten und konnte in Ledersesseln Platz nehmen. Kaffee wurde auf einem Tablett serviert und einem wurde alles erklärt und Geschichten über vergangene Spiele erzählt. Sogar die palästinensische Fahne vom Fussballverband wurde entrollt, um Fotos zu schießen. Danach wurden wir durchs Stadion geführt und jedes Tor wurde uns aufgeschlossen, so das man auch ja aus jedem Blickwinkel Fotos machen konnte. Alle Fotos im Kasten, verabschiedete man sich aber doch kurz, um ein paar Eindrücke aus Al Ram festzuhalten. Ein kleines Städtchen gelegen zwischen Jerusalem und Ramallah mit einem kleinen Ortskern mit Geschäften, welches am Ortsende direkt an die Grenzmauer zwischen Israel und Palästina grenzt.
Recht trostlos und teilweise zugemüllt anzuschauen und wegen des Ramadans recht ruhig am heutigen Tage. Nach dem Rundgang gings zurück zum Stadion und nach 2 Schritten auf die Tribüne, rief uns Ranin wieder zu sich und erneut wurde man in die Räumlichkeiten der Tribüne gebeten. Sofort wurden wieder allerlei Getränke gerreicht und man wurde vor einen riesigen Flatscreen gesetzt, wo direkt Fussball eingeschaltet wurde und die Sprache auf Englisch geändert wurde. Ranin entschuldigte sich bei uns für 10 Minuten zum beten und kurz darauf drang die Melodie des Muzzein der umliegenden Moscheen ins Stadioninnere.
Man überlegte sich gerade, wie man Ranin für die Gastfreundschaft danken konnte, da stand er mit 3 weiteren Mitarbeitern im Raum und sie begannen kommentarlos ein riesiges Essensbuffet aufzubauen. Keine 10 Minuten später saß man gemeinsam am Tisch und sie teilten Ihr essen mit uns. Von Hackbraten, Bratkartoffeln über die verschiedensten Salate und Fladenbrot gabs alles, was die Jungs zu bieten hatte. Kein Danke wollte man hören, keine Hilfe wurde angenommen, ganz zu schweigen davon, das Essen gar zu bezahlen... bewirtete uns Ranin, als wären wir seine Familienangehörigen. Sprachlos von der erlebten Gastfreundschaft, standen auf einmal 2 weitere Personen im Raum und fragten auf Englisch, ob das Spiel heut Abend stattfindet.
Als ich genau hinsah erkannte ich Jakob und Karl aus Aachen, die ich schon öfters im Ausland getroffen hatte. Es vergingen keine 10 Sekunden und auch Sie wurden direkt zum Essen eingeladen und es wurde aufgestanden und die Plätze am Tisch frei gemacht. Die Zeit bis zum Spiel verging so natürlich wie im Flug und somit hieß es um 22 Uhr Al Hilal Jerusalem vs. Bireh Ramallah vor 1200 Zuschauern.
Sogar 300 Supporters aus Ramallah ließen sich auf der Gegegeraden nieder und machten Stimmung für Ihr Team. Tickets wurden auch noch von Ranin besorgt und die waren mit 5 Schekeln ( ca. 1 € ) mehr als günstig. Der Ground selber hat eine überdachte Haupttribühne, hinter einem Tor ein paar Stufen und eine unüberdachte Gegenerade zu bieten. Im Oktober 2008 wurde das Stadion, welches von der FIFA gesponsert wurde, persönlich von Joseph Blatter eröffnet.
6-0 fegte Al Hilal die Gäste aus dem Stadion was Steinewürfe auf den Heimtorwart zu folge hatte. Kurz nach Mitternacht verabschiedeten wir uns dann von Ranin und ein absolut geiler und aufregender Tag näherte sich dem Ende. Gerne nahmen wir noch die Mitfahrgelegenheit von Jakob und Karl zurück nach Tel Aviv in Anspruch da sie mit Leihwagen vor Ort waren. Zurück am Checkpoint reichte schon das zeigen der Pässe aus dem Auto und man konnte ohne Probleme passieren. Über die sehr gut ausgebaute Autobahn erreichten wir zügig über Jerusalem unser Hotel in Tel Aviv. Wiederum gegen 3 Uhr fielen die Augen zu und ein ereignissreicher Tag ging zu Ende.....(weiter nach Israel hier)
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