“This is Anfield” – alleine dieser Satz reicht schon aus, um die Neugier eines jeden Fußballbegeisterten zu wecken. Hinzu kam die Meldung, dass Anfield wohl bald der Vergangenheit angehören wird und ein neues Stadion in Aussicht steht. Andres als die sonst so ungeliebten Lose für Auswärtsspiele auf der Insel, nahm man Liverpool recht wohlwollend als Gegner für Atletico in der Kommerz-League auf. Rechtzeitig schuf Ryanair noch fix die Strecke Weeze-Manchester und dank Schnapperpreis (35 €), stand dem Trip auf die Insel nichts mehr im Weg. Allerdings musste man schon Montagabend gen England starten. Die Sleeping-Location am Airport in Manchester war noch vom Bolton-Spiel letzte Saison bekannt und so hieß es auch bald schon „gute Nacht“. Kaum ein paar Stunden abgelegt, folgte dann ein „What are you doing here“. Dämlichere Fragen gibt es wohl kaum (außer man steht an der Georgischen Grenze und der Grenzer fragt, wo man hin will). Na sleeping halt, was auch sonst. Somit den beiden Cops kurz erklärt, dass man auf die Kollegen am Morgen warten würde und gut war. Ein paar Stunden später lief dann auch schon der Rest vom PACG in Manchester auf und für 13,20 Pfund (Return-Ticket) ging es per Zug nach Liverpool weiter.
Während die übrigen Reisebegleiter in ihrem Hotel eincheckten, wurde schon mal der Weg und der Ground begutachtet. Ein kurzer Abstecher zum FC Everton folgte und schon fand man sich im Zentrum wieder. Von den angekündigten 2.500 Rojiblancos waren aber dann nur max. 300 in der City anzutreffen. Nachmittags traf man sich dann in einem Pub wieder und manch einer musste bei den „Vorzügen“ der englischen Küche fast würgen, bzw. die Hälfte auf dem Teller lassen. Drei Stunden vor Spielbeginn machte man sich dann wiederum auf zur Anfield-Road. Das bestellte Tix lag vorbildlich bereit und somit hatte man nun noch eine weitere Entrada übrig. Das Schwarzmarkt in England verboten ist zeigte sich recht schnell, als der erste Dealer verhaftet wurde. Warum eigentlich? War doch eh niemand vor Ort, der noch eine Karte suchte. Die 11 !!! Sondermaschinen aus Madrid waren auch endlich eingetroffen, aber auch diese waren alle mit Tickets ausgestattet. Also dem Dealer seines Vertrauens die Karte zum Normalpreis (39 Pfund) vertickt. Was er damit machte? Keine Ahnung, denn weit und breit suchte unglaublicherweise niemand eine Karte. App. Ticket für 39 Pfund – nach aktuellem Wechselkurs sind das ca. 52 € und von daher besten Dank an Atleti, die nur 50 € dafür nahmen. Sowohl die Fußballmafia, als auch manch bekannter Buli-Verein hätte für selbiges dann wohl 60 € verlangt. Ein kurzer Check der Pubs rund um den Ground folgte und schon war klar, dass nach dem Vorkommnissen aus dem Hinspiel (Atletico-Fans stehen Spalier und applaudieren den Gästefans beim verlassen des Calderons) zumindest auf den Rängen ein Friede-Freude-Eierkuchen Spiel zu erwarten war.
Der Away-Sektor füllte sich mit 2.500 Rot-Weißen aus Spanien (keine Polen von Ruch auszumachen) recht schell. „The Kop“ hingegen war erst kurz vor Kickoff gefüllt. Nun kam das, auf was wohl jeder Fußballfan gespannt ist. „You`ll never walk alone“ aus 40.000 Kehlen. Nun ja, sagen wir mal so – ganz gut, aber bei weitem nicht so laut wie erwartet. Sowohl die Gästefans, als auch die heimischen Sups gaben dann gut 20 Minuten Gas. Danach konnte man nur noch die Atletico-Fans vernehmen. Als Maxi dann nach 37 Minuten gar die Führung für Atletico gelang, brachen natürlich alle Dämme im Away-Bereich. Bis in die Nachspielzeit sollte der knappe Vorsprung reichen, bevor Gerrard in der 95. Minute einen recht zweifelhaften Elfmeter zum Ausgleich versenkte. Alles in allem aber dennoch ein gerechtes Remis, was wohl beiden zum Erreichen der nächsten Runde reichen dürfte. Das Schorren von Tickets für die Ebay Kundschaft konnte auch recht fix beendet werden, da Season-Ticket das Zauberwort war und von den Gäste eh niemand seine Entrada abgab. Durch ein absolutes Verkehrschaos bahnte man sich dann per Bus den Weg zum Bahnhof und zuckelte mit dem letzten Gefährt zurück nach Manchester zum Flughafen. Die zweite Nacht konnte diesmal ohne Zwischenfälle verbracht werden. Am nächsten Tag stand dann Old Trafford und das City-Stadium zum spotten auf dem Plan. (Selbstverständlich nur von außen, denn 10 Pfund für eine Stadionführung wären einfach nur rausgeworfen).
Als Fazit bleibt festzuhalten, dass auch in Liverpool der traurige Alltag eingekehrt ist. Die Anfield-Road lebt nur noch vom Ruhm vergangener Tage. Der Support mag eine kleine Spur besser als z.B. bei Chelsea sein, aber auch hier findet man nichts großartiges mehr vor. Traurig- aber leider verdammt wahr. Weiterhin scheint es auch in Spanien reichlich Rosinenpicker zu geben, denn wie soll man sonst die 2.500 Sups erklären, die in Anfield aufliefen, währen man in Kopenhagen, Bolton, Eindhoven oder Gelsenkirchen lediglich mit 500 Leuten am Start ist. Gespannt bin ich schon jetzt auf den Away-Auftritt in Marseille, wo sich wohl 95 % der heute Anwesenden nach den Hinspielvorkommnissen in die Hose scheißen werden und lieber schön in Madrid bleiben. Wie dem auch sei „Pase lo que pase, Atletico y Schalke SIEMPRE !!!“
weitere Bilder (mas Pics)
Video: You`ll never walk alone
Video: Atletico at Anfield
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