Recht früh traf man aus Aviles am „El Molinon“ wieder ein und machte sich auf zum Strand und in die City. Die meisten Kneipen waren noch brechend voll, denn alles schaute sich Santander vs Barcelona an. Eine Stunde vor Kickoff war man zurück am Ground, wo man problemlos seine Entrada in Empfang nehmen konnte. (Bis auf`s Sevilla Derby ist Spanien in diesem Punkt TOP). Kurz noch etwas um den Ground geschlendert, bekam man gerade noch das Ende der Auseinandersetzungen der „ Ultra Boys“ mit der Policia mit. Schon im Vorfeld des Spiels war bekannt, dass die „Ultra Boys“ heute gegen die schlechten Schiedsrichterleistungen gegen ihr Team demonstrieren würden. Der Block der Ultras+Sups blieb später im Ground auch die ersten 10 Minuten leer.
Die Schande von Gijon dürfte jedem wohl ein Begriff sein, als Deutschland und Österreich hier an Ort und Stelle 1982 eine denkwürdige Partie ablieferten. Ganz anderes wurde einem heute geboten. Selten hab ich solch ein spannendes Spiel gesehen. (Kommt davon wenn man mit den Blauen fährt). Doch von Beginn an. Das „El Molinon“ ist zumindest von Außen ein völlig verranztes, heruntergekommenes Stadion. Nicht wenige beschweren sich, dass das Kohle in die Neubauten in Valencia und Barcelona gepumpt wird und der „kleine“ Verein aus Asturien leer ausgeht. Knapp 26.000 Zuschauer fasst der Ground und war heute mit knapp 24.000 (20 Gäste !!!) sehr gut besucht (Tix ab 30 €). Eine recht steile Gegentribüne, mit Schriftzug im Oberrang ist vorzufinden. Auch die Seite der heimischen Sups kann zwei Ränge vorweisen, wobei der Ultra-Block noch aus Stehplätzen mit Vereinslogo besteht. Die Haupttribüne und die andere Hintertorseite kommen mit einem Rang aus.
Wie schon erwähnt, gab es nun den Protest der Ultras und keiner hatte so richtig einen Plan, wie lange der Boykott dauern würde. Alles verteilte sich auf die Blöcke ringsherum. Schon vor Kickoff gab es eine recht geniale Schalparade der Zuschauer zu bewundern. Ebenfalls ließt die Lautstärke der Gesänge beim Vereinslied einen die erste Gänsehaut über den Körper rieseln. Als dann das Schiedsrichtergespann die Bühne betrag, gab es ein gellendes Pfeifkonzert. Es schien geholfen zu haben, denn es waren noch keine drei Minuten gespielt, als der „Unparteiische“ einen klaren Handelfmeter nicht übersah und Strafstoß für Gijon gab. Die Möglichkeit zur frühen Führung wurde aber vergeben. In der 17. Minute machte es Castro besser und erzielte das 1-0. Des Volkes Seele kochte, als Canella noch 28 Minuten per roter Karte vom Feld musste. Fortan brach bei jedem Pfiff ein Orkan der Entrüstung los. Geholfen hat es nun nicht mehr, denn der Schiri pfiff nun konsequent gegen Gijon. Supportmäßig legten sich die Ultra Boys nach dem Boykott richtig ins Zeug. 80 Minuten Dauersupport gab es zu bewundern. Hinter Atletico scheint Gijon momentan unangefochten auf Platz zwei der Fanskala zu stehen. Teils stimmten alle Zuschauer in die Lieder mit ein oder betätigten sich wenigstens klatschenderweise.
Das Spiel entwickelte sich zu einer absolut spannenden Sache. Sevilla rannte gegen die schlechteste Abwehr der Liga an, die allerdings mit dem Publikum im Rücken hielt. Für Gijon scheint es eh nur Hop oder Top Spiele zu geben. 8 Siege und 12 Niederlagen (davon einige ganz böse) und kein Unentschieden standen vor dem heutigen Spiel zu buche. Zwei Minuten vor Schluss wurde dann gar noch der Trainer und Co-Trainer auf die Tribüne geschickt. Fünf Minuten Nachspielzeit bedeuteten gleichzeitig fünf Minuten Dauerpfiffe. Doch das hauchdünne 1-0 hielt und alle Dämme brachen. Kaum ein Zuschauer hatte das Molinon verlassen und so gab es nochmals die recht geniale Schalparade zu begutachten. Mit der Partie in Gijon fand auch mein letztes Kreuz in der ersten Spanischen Liga einen würdigen Abschluss. Wie gut, dass es für mich persönlich noch drei Ligen darunter zu besuchen gibt.
Ganz gemütlich wartete man, bis sich das Verkehrschaos gelegt hatte und fuhr zurück nach Santander. Hier wurde direkt vor dem El Sardinero genächtigt, bevor Nachmittags dann die Kiste abgegeben wurde und man noch drei Stunden auf den Flug nach Stansted warten wollte, allerdings nur so lange, bis auf der Anzeige Canceld blinkte. Somit dackelte man zum Schalter und bekam dann was vom Schneechaos in London zu hören. Immerhin war die Tante am Schalter clever und buchte mich für den nächsten Tag direkt von Santander nach Weeze ein. Genau diesen Flug hatte man schon bei der Buchung im Auge, verzichtete damals allerdings wegen einer weiteren Übernachtung darauf und entschied sich für die kostenlose London-Variante. Also zurück ins Zentrum und selbstverständlich wieder in der Pension Angelines (18 €) abgestiegen. Fix beim Supermarkt meines Vertrauens sechs Halbe eingeladen und zurück in die Bude. Strömender Regen und eisiger Wind machten wenig Lust auf Kneipe. Im TV gab es immerhin die Wiederholung von Liverpool vs Chelsea und da man zum Glück das Ergebnis nicht kannte, eine recht gelungene Sache. Am nächsten Tag war dann strahlender Sonnenschein und die Zeit bis zum Abflug verging in meiner persönlich schönsten Stadt Spaniens recht zügig. Mit dem letzten Kreuz in der Tasche ging es pünktlich nach Weeze, wo man nun mit 14 Stunden Verspätung die Haustür aufschließen konnte. Weiter geht es rund um Barcelona am 28.02.
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