Nachdem der Nachwuchs von Nantes überzeugt hatte, war ich auf den Auftritt der Profis gespannt. Doch noch viel mehr interessierte mich die Partygemeinde aus Marseille und der heimische Anhang. Nachdem ich meine reservierte Karte in Empfang genommen hatte, konnte noch der Auftritt der südfranzösischen Ticketmafia beäugt werden. Unglaublich wie viele Leute dazu gehören. Ticketpreise für das komplett ausverkaufte Match lagen beim vierfachen des Normalpreises.
Das "Stade de la Beaujoire" macht von außen einen sehr guten Eindruck. Vor allem die Dachkonstruktion ist sehr ansprechend. Vor dem Ground gibt es ein enormes Gastro-Angebot, wo jeder etwas findet. Beide Hintertorbereiche sind im Allseater ungewöhnlich flach. Die Gegentribüne ist zweistöckig und die Haupttribüne durchgehend. Doch das Dach ist etwas zu kurz geraten, denn die unteren 20 Reihen werden richtig nass. Vor dem Spiel gab es ein Gewitter mit Blitz und Donner und zum Abschluss einen netten Hagelschauer, der dem Nantes-Anhang die geplante Choreo im wahrsten Sinne verhagelte. Der Anhang aus Marseille, der ohnehin schon fast eine Stunde vor Spielbeginn zu singen begann, supportete im strömenden Regen klatschnass munter weiter.
Enttäuschend war das Intro der Heimfans, nicht eine Fackel war zu sehen. Ein Grossteil der bunten Papptafeln war dem Regen zum Opfer gefallen und so misslang das geplante Spektakel fast komplett. Doppelhalter und Fahnen sind nur vereinzelt zu sehen und auch gesanglich zählen sie nicht zur französischen Elite. Der Hochsitz für den Einpeitscher ist entweder überflüssig, falsch besetzt oder der Anhang schafft einfach nicht mehr. Für ein Heimspiel kam heute deutlich zu wenig, auch wenn man bemüht war und fast komplett durch sang. Lediglich die Pfiffe für Bartez erinnerten an die für Lehmann zu Doofmunder Zeiten.
Ganz anders der Gästeblock. Die ca. 2000 Marseiller boten eine Show, die die der Pariser vom Freitag noch übertraf. 150 Minuten Dauersupport !!! (Auch wenn nach etwa 60 Minuten mir die Trommeln auf den Zeiger gingen). Neben reichlich Bengalos und Rauch, war noch eine stattliche Anzahl Doppelhalter im Block zu finden. Immer wieder leuchtet der Block auf. Ein völlig fanatisches Publikum hat sich hier zusammengefunden. Auch wenn das Spiel der Südfranzosen keinen Grund zur Extase gab, nahm der Support kein Ende.
Nantes war drückend überlegen und ging völlig verdient in der 28. Minute in Führung. Sofort nach der Pause wurde auf 2-0 erhöht. Etliche weitere hochkarätige Chancen konnten nicht genutzt werden. Aus heiterem Himmel traf Marseille in der 68. Minute zum 2-1. Erst jetzt konnte man die Anzahl der Marseille-Fans sehen. Mindestens 4.000 waren im ganzen Stadion verteilt. Nun begann Olympique zu fighten und machte acht Minuten vor Schluss noch den Ausgleich. Unglaublich, dass die Ultras aus Marseille noch eine Schippe drauflegen konnten. Unglaublicher Support ! In den letzten acht Minuten gab es hochklassige Chancen auf beiden Seiten, doch es blieb beim Unentschieden. Zu gerne hätte ich gesehen, was abgegangen wäre, wenn OM noch den Siegtreffer erzielt hätte.
War Paris schon mächtig geil, so war Marseille noch eine Steigerung, an die annähernd noch Lyon am Sonntag kommen sollte. Recht zügig kam ich aus Nantes weg und machte mich auf Richtung Troyes. Die zweite Übernachtung auf vier Rädern erfolgte 200 Km entfernt vom Atlantik.
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