Bereits um 12.30 Uhr machte ich mich auf den Weg nach Rotterdam zum Amstel-Cup Finale zwischen Utrecht und Enschede. Schon im Vorfeld war zu vernehmen, dass wohl die beiden besten holländischen Fan-Gruppen aufeinander treffen. Etwa 100 km vor Rotterdam stockte der Verkehr auf der Autobahn. Der Grund war ein Buskonvoi aus Enschede. 48 Busse brachten den Verkehr fast zum erliegen. Vereinzelt waren Autobahnbrücken mit Twente und Utrecht Fahnen und Grüßen geschmückt. Auf jedem Parkplatz eine große Anzahl von Cops. Nachdem die Kolonne überholt wurde, ging es ohne größere Probleme weiter nach Rotterdam. Am Stadion waren bereits schon etliche Busse aus Enschede und Utrecht angekommen und es wurden minütlich immer mehr. Nachdem ich die reservierte Karte abgeholt hatte, machte ich mich noch an die Stadionumrundung.
Ein Sonderzug aus Utrecht lief gerade in den Stadionbahnhof ein. Schärfste Kontrollen schon beim verlassen des Zuges. Erstaunlicherweise blieb rund um das Stadion alles friedlich. Direkt gegenüber des Bahnhofs war der Eingang für die Twente Fans und selbst verbale Grüße wurden nicht ausgetauscht.
Das De Kuip ist natürlich ein All-Seater und hat keine Zäune. Lediglich ein kleiner Graben ist zwischen Spielfeld und den Tribünen. Die Stahlrohrtribünen am Spielfeldrand trüben etwas das Bild vom "modernen" Stadion. Utrecht steht bereits das dritte mal hintereinander im Finale. Nachdem das erste Endspiel noch gegen Ajax verloren wurde, konnte man Feyenoord im De Kuip letztes Jahr mit 4-1 besiegen.
Der Utrechtblock hinter dem Tor war schon 1 ½ Stunden vor Spielbeginn restlos gefüllt. Bereits jetzt schon begann ein atemberaubender Support. Jedes Lied aus den Boxen wurde von allen mitgesungen, zwischendurch immer wieder Anfeuerungen für Utrecht, aus den Lautsprechern waren ständig Vereinslieder von Utrecht zu vernehmen. Die mitgebrachten Nebelmaschinen liefen die ganze Zeit, es dampfte fast durchgehend, wenn auch vorerst nur auf Sparflamme. Auf den Rängen entstand eine Mischung aus Fussball, Mallorca und Kölner Karneval. Es wurde geschunkelt und gesungen.
Auf der gegenüberliegenden Seite hatte sich bisher nur ein kleines Grüppchen aus Enschede eingefunden. Stimmungsmäßig waren diese natürlich nicht zu vernehmen. Erst ½ Stunde vor Spielbeginn war dann endlich auch die Tribüne gefüllt. Optisch erschien mir diese noch voller als gegenüber zu sein. Endlich begann auch Enschede damit, sich supportmäßig mächtig ins Zeug zu legen. Es folgten Gesänge in einer genialen Lautstärke, die Italien und Spanien in nichts nachstanden. Allein das „You`ll never walk alone“ und die dazugehörige Schalparade erzeugte Gänsehaut. Schätzungsweise je 20.000 Anhänger waren auf beiden Seiten vertreten. Schade war lediglich, dass beide in rot gekleidet waren und so eine noch deutlichere Trennung beider Gruppen schwer zu erkennen war. Der holländische Verband dankt übrigens seinen Schiedsrichtern mit 4.000 Tickets fürs Finale.
Als die Mannschaften das Spielfeld betraten, drehten die Nebelmaschinen aus Utrecht richtig auf. Unterlegt durch Schwenkfahnen, diverse Begalos, eine versuchte kleine Choreo und einer Konfettimaschine gab die Utrecht Seite ein fantastisches Bild ab.
Nur wo sollte man überall hinsehen? Twente zeigte zwei überdimensionale Blockfahnen, die sich über die gesamte Kurve erstreckten. Vom Oberrang grüßte das Enschede-Pferd. Sehr gelungen. Nachdem die Blockfahnen ihren Dienst getan hatten, präsentierten die Twente Ultras unzählige Doppelhalter. Mächtig Rauch kam aus der Kurve und Bengalos wurden gezündet.
Der Platz war kaum noch als solcher zu erkennen. Überall lag das Konfetti aus dem Utrecht Block. In Deutschland hätte hier bestimmt nicht gespielt werden können, zumal sich das Bild das gesamte Spiel nicht änderte. Linien waren nur noch zu erahnen. Das Spiel selbst war recht langweilig, wurde aber von mir durch den Support beider Gruppen als nebensächlich empfunden. So blieb es zur Halbzeit auch beim 0-0. Zu Beginn der zweiten Halbzeit machten die Enscheder mächtig viel Dampf und zeigten neben ihrer stattlichen Anzahl von Doppelhaltern noch weitere Bengalos. Utrecht lies es etwas ruhiger angehen. Vereinzelte Begalos und wenig Rauch. Als eine Viertelstunde vor Schluss schon alles auf Verlängerung hindeutete, erzielte Utrecht in der 76 Minute aus heiterem Himmel das 1-0. Kurz darauf erhielt Enschede eine rote Karte und alles war entschieden. Gegen 10 Spieler hatte Utrecht div. Chancen das Ergebnis zu erhöhen, aber es reichte auch so.
Für mich zählt das Finale zu den absoluten Highlights in Sachen Stimmung und Support. Wenn man die Ligaspiele in Holland betrachte, ist es eigentlich kaum vorstellbar, zu welch fantastischem Support die Fans in der Lage sind. Respekt für diese Leistung an beide Gruppen. Schon jetzt bin ich auf die Gegner im nächsten Jahr gespannt, denn das holländische Cup-Finale steht in jedem Fall wieder auf dem Programm.
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