Mein letztes Fußballspiel für das Jahr 2004 fand in Malaga statt. 200 km waren von Sevilla aus zu bewältigen. Nachdem die Autobahn verlassen wurde, kam ich sofort am La Rosaleda vorbei. Leichtsinnigerweise fuhr ich mit dem Auto ins Zentrum von Malaga, da noch acht Stunden bis Spielbeginn Zeit waren. Herrscht in Sevilla schon ein absolutes Verkehrschaos, so wird das in Malaga noch gekrönt. Noch viel mehr knatternde Roller, frisierte 50er und noch mehr Autos. Hinzu kommt, dass in Malaga kein kostensloses parken in Innenstadtnähe möglich ist. Fast eine komplette Stunde benötigte ich, um das Stadion wiederzufinden. Und das auch mehr oder weniger nur durch einen Zufall. Kein einziges Schild deutet auf die Richtung zum Stadion hin.
Nachdem das Auto direkt am Stadion abgestellt wurde, machte ich mich noch zu Fuß in die City auf. Malaga ist eine recht eigenartige Stadt. Neubauten und völlig verdreckte und zerfallenen Gebäude wechseln sich permanent ab. Beim Mac Donalds Besuch traf ich auch schon auf die erste Gruppe der Nachwuchsultras. Ca. 15 Personen löffelten sich in einer ½ Stunde fünf !!! Flaschen Schnaps bei Mac vor der Tür rein. Für einen der Jungs war das wohl zuviel, denn er entledigte sich seiner Pommes und Burger direkt quer über die Tische. Na nette Aussichten auf heute Abend.
Wieder zurück am Stadion wurde die Karte abgeholt und da noch immer reichlich Zeit war, wurde noch dem Einkaufszentrum direkt am Stadion ein Besuch abgestattet. Natürlich heißt es, wie fast alles in Groundnähe, La Rosaleda. Wer keinen Bock auf die City hat, kann auch hier den ganzen Tag verbringen. Witzigerweise wurde diesmal beim Eintritt auch kontrolliert. So musste der Verschluss einer kleinen Plastikcolaflasche abgegeben werden, da dieser als Wurfgeschoss dienen könnte.
Bis auf die alte Haupttribüne, ist der Ground komplett erneuert worden. Auf der Gegentribüne sind VIP Logen entstanden und alles wirkt recht neu. Das Stadion füllte sich nur sehr langsam und war mit 15.000 Zuschauern nichtmal halb gefüllt. 2 Ultra Gruppen sind hier auszumachen. Zum einen die „Frente Bokeron“, die direkt hinter dem Tor ihren Platz hat, sowie die „Malaka Hinchas“, die gegenüber den Eckblock besetzen.
Optisch wissen die „Hinchas“ besser zu gefallen. Gesanglich nehmen sich beide nicht viel. Auffällig ist, dass sie niemals die selben Lieder singen, was natürlich bei den restlichen Zuschauern auch nicht viel Stimmung aufkommen lässt. Zwei politisch völlig unterschiedliche Gruppen (bei den Hinchas findet man keine Spanienfahne im Block) ziehen aber ihr Ding durch und singen sehr konstant.
Nach meiner nun fünften Gedenkminute für den Teneriffapräsidenten beginnt ein recht flottes Spiel. (Das beste der ganzen Tour) San Sebastian gelingt nach neun Minuten die Führung und siehe da, es sind sogar Gästefans im Ground. Ca. 50 Real Sociedad machen sich bemerkbar. Noch vor der Halbzeit schafft Malaga den Ausgleich. In der Halbzeit werden 10 Sitzschalen, die die Frente Bokeron rausgebrochen hat, vor ihrer Kurve abtransportiert. In der zweiten Hälfte bricht Malaga ein und San Sebastian macht im Zehnminutentakt die Tore.
Nach dem 3-1 werden die weißen Taschentücher geschwenkt. Die Stimmung schlägt nun völlig um. Recht viele Zuschauer verlassen schon das Stadion. Auf der gegenüberliegenden Seite macht sich eine Schar Fans zur Präsidentenloge auf und pöbelt was das Zeug hält. Gegenstände fliegen. In die „Frente Bokeron“ kommt Bewegung und auch sie ziehen im Gänsemarsch Richtung Loge. (Und bekommen am nächsten Tag in der Marca noch die Schuld an den Vorkommnissen) Ein kleines Grüppchen Cops versucht mit Erfolg und Knüppeleinsatz, auch gegen normale pöbelnden Zuschauer, schlimmeres zu verhindern. Auch der „Malaka Hinchas“ Block wird leerer und diese versuchen ohne großen Erfolg ihr Glück von der anderen Seite. Sprechchöre sind mittlerweile von den übrigen Zuschauern gegen den Präsidenten zu vernehmen.
Transparente, dass er den Verein verkauft, werden an den Zäunen platziert. Bei einem energischerem Auftreten der beiden Ultragruppen hätte es wohl richtig geknallt. So aber waren beim Schlusspfiff noch max. 3000 Zuschauer im Ground.
Vor mir lagen noch 280 km nach Jerez de la Frontera, wo um 9.40 Uhr die Ryanair nach Hahn pünktlich startet und das Jahr 2004 einen sehr guten Abschluss mit der Spanientour fand.
Weiter geht es bereits im Januar mit dem dritten Teil der Spanienreise, u.a. mit dem Derby in Madrid.
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