Die Entscheidung für die kleine Tour auf den Balkan fiel nicht schwer. Atletico musste in Novi Sad ran und dazu lockte noch der Rote Stern gegen die Rangers aus Glasgow. Kombiniert mit Länderpunkt Montenegro und dem Derby Arad vs Timisoara in Rumänien eigentlich alles perfekt und die letzten drei „leichten“ Länderpunkte (46+47+48) sollten somit weggenascht werden. (Wales folgt ja eh beim Länderspiel). Dazu bot die Lufthansa gar noch ein Schnäppchen mit nur 15.000 statt 28.000 Meilen an und Dienstag früh startet man also pünktlich nach Belgrad. Mind. 30 Grad und pralle Sonne war das erste, was man zu spüren bekam. Mit dem Linienbus für 60 Dinar ( 80 Dinar = 1 €) eine gute ½ Stunde ins Zentrum der Hauptstadt gefahren und hier glücklicherweise ne Touri-Info-Bude zwecks Stadtplan gefunden. Bis 15 Uhr musste die bestellte Karte beim FK Crvena Zvezda (Roter Stern) abgeholt werden und so führte der zweite Weg dann auch gleich zum Stadion, wo man noch rechtzeitig ankam. Der nächste Weg führte dann selbstverständlich zum goldenen „M“ und weiter zum Busbahnhof. Hier gab es problemlos das Ticket für den Nachtbus am selben Tag nach Podgorica für 1.360 Dinar. Kurz noch durch die Stadt gelatscht und recht wenig, bis gar keine Rangers Fans erblickt. Und schon genug mit dem Vorgeplänkel und gleich hinein in die „Serbische Hölle“...
Das Stadion „FK Crvena Zvezda", auch Marakana genannt (kein Witz), bietet 51.000 Besuchern Platz. Bereits 1 ½ Stunden vor Spielbeginn war die Kurve der Gastgeber schon sehr gut gefüllt und die ersten Gesänge wurden kundgetan. Der einstöckige Allseater mit dem viel zu kurzen Dach und der Laufbahn gefällt trotzdem sehr gut. Auch hier ist im abgesperrten Gästebereich noch immer kein Schotte auszumachen. Ein BBC-Reporter weiß dann zu berichten, dass max. 500 Rangers den Trip nach Belgrad unternommen haben. Zum einen sieht man sich schon sicher in der Gruppenphase (wie arrogant nach einem 1-0 Hinspielsieg) und zum anderen wohl zu teuer. Celtic wäre wohl trotzdem mit 5.000 gekommen. Schon lange vor dem Spiel setzen auch die ersten Wechselgesänge der Kurve, mit den Geraden ein und eine Gänsehaut löst bei mir die nächste ab. 10 Minuten vor Anpfiff kommen dann auch endlich die paar Schotten unter einem gellenden Pfeifkonzert und von den Cops gut abgeriegelt in den Block. Zwei Fahnen wechselten trotzdem den Besitzer und wurden im Spielverlauf in der Heimkurve präsentiert. Mehr gibt es heute von den Schotten nicht zu berichten und wir wenden uns lieber den wohl geilsten Fans Europas zu. Die Kurve mittlerweile brechend überfüllt. Der Mitmachfaktor bei Gesängen und Klatschen liegt bei ca. 95 % !!! der ganzen Kurve. Eine Choreo aus roten und weißen Luftballons wird gezeigt. Dazu kommen etliche große und kleine Schwenker, die komplett 90 Minuten in Bewegung sind. Ohrenbetäubende Gesänge werden zum Besten gegeben. Absolut geniale lange Lieder folgen. Alles zusammengerechnet singt das komplette Stadion gut 75 Minuten zusammen. Selbst auf den Logen-Plätzen und der Pressetribüne flippen die Zuschauer aus und stimmen mit ein.
Zur Halbzeit hat man sich an die Gänsehaut gewöhnt, nicht aber an den Krach. Phänomenal einfach. Hinzu kommt, dass der Rote Stern, die sich nicht im Stadion warm gemacht haben, die Rangers förmlich überrennt und bis zu 80. Minute einen wahren Sturmlauf seinen Fans bietet. Die erste Rangers-Chance gab es in der 56. Minute. Jeder Ball wird von den Gästen einfach nur rausgeschossen. Spielaufbau oder ähnliches sind ein Fremdwort am heutigen Tag für Glasgow. Aber der Abwehrriegel sollte halten. Selbst sehr gute Chancen konnte Belgrad nicht für ein Tor nutzen. Immer wieder angepeitscht von der Masse stürmt die Heimelf nach vorne. Ab der 80. Minute ist Belgrad dann platt und den Rangers gelingt es erstmalig, den Ball in den eigene Reihen zu halten und über mehrere Stationen zu spielen. Ich mag nicht dran denken, was hier bei einem Torerfolgt für Crvena Zvezda abgegangen wäre. Auf Pyro verzichtet der Heimmob aufgrund der UEFA-Drohung heute. Das 0-0 reichte nicht zum weiterkommen, aber immerhin wurde mir die Verlängerung erspart, die übelste Probleme mit dem Nachtbus mit sich gebracht hätte. Nach dem Spiel geht rings um das Stadion gar nichts mehr. Weder Taxi, Bus noch Straßenbahn sind im Einsatz und so bleibt nur der Fußweg zum Busbahnhof. Gut eine Stunde plane ich hierfür ein, doch wie sich rausstellt, reicht ne gute ½ Stunde aus und nun kann ich mich ärgern, keine weiteren Tix für die daheimgeblieben, zahlungswilligen Schotten gesammelt zu haben. Um 23.30 Uhr startet dann der Bus nach Montenegro. Noch immer klingen mir die Gesänge in den Ohren. Supporttechnisch hab ich bisher noch nichts besseres erlebt. Hinzu kommen noch die 6 Red Star Sups, die im selben Bus nach Monte fahren und immer wieder vor sich hinsingen. Mit schlafen war daher nicht viel und nach der Grenzüberquerung wurde ein kleiner Parkplatz angesteuert, doch die Geschichte gehört bereits zu Podgorica..... :-)
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