Wie in Murcia, so hatte es sich glücklicherweise auch in Alicante leicht abgekühlt und das war auch dringend notwendig. Zu Fuß ging es permanent von der Busstation den Berg rauf, um zum „Estadio José Rico Pérez“ zu kommen. Gute 30 Minuten sind für das Unterfangen einzurechnen. Alternativ kann man natürlich mit einem der zahlreichen Busse fahren. Dort angelangt, machte der Ground von außen keinen einladenden Eindruck. Alles leicht versifft. Die ersten Sups von Alicante CF hatten sich schon eingefunden und warteten auf die Mannschaften. Nachdem das erste Bengalo gezündet war, stiegen selbstverständlich die Erwartungen an den Event. Immerhin war man sich nicht sicher, ob nun Hercules oder CF die Nummer eins in Alicante ist und die genauen Zusammenhänge beider Clubs, die im selben Ground spielen, waren zudem auch noch nicht ganz klar. Zuschauermäßig rechnete ich mal vorsichtig mit 2.500. Für die Mitglieder (8.000) von Alicante gab es zum Vorzugspreis T-Shirt + Schal für läppische 3 €. Tix zwischen 5 € - 10 €. Gäste wurden bis dato nicht gesichtet.
Just nach betreten des Grounds war dann gleich wieder staunen angesagt. Welch ein Anblick die Gegentribüne bot, ist nicht in Worte zu fassen. Man muss es einfach gesehen haben. Noch nie habe ich solch einen steilen Oberrang gesehen und an den Fotos kann man lediglich erahnen, wie geil das Ding in der Realität ist. Ansonsten bietet das Stadion vier unterschiedliche Allseater-Seiten. Neben der zweistöckigen nicht überdachten Gegengerade, ist gegenüber noch die Haupttribüne vorhanden. Der Oberrang ist auch hier nicht überdacht. Beide Kurven findet man ebenfalls unter freiem Himmel. Lediglich die Plätze unter den Überhängen bieten einen Regenschutz. Von der Optik her wohl ein spanischer Ground der Marke „Extraklasse“. Auch die Besucherzahl passte. Für das Aufstiegsspiel zur zweiten Liga fanden sich heute ca. 7.000 Fans (40 Gäste – 820 km Anreise) ein.
Fast alle trugen das blaue T-Shirt. Trommeln und Megafone waren mit im Gepäck und die Show konnte beginnen. Das Hinspiel hatte Alicante mit 0-1 in Irun verloren. Die erste Hälfte des Spiels blieb allerdings relativ chancenarm. Kurz vor der Pause drehte Alicante dann nochmals auf. Real Union beschränkte sich auf Torsicherung, doch in der 42. Minute gingen die Alicantinistas dann mit 1-0 in Führung und der Ausgleich aus dem Hinspiel war geschafft. Supporttechnisch wurde nochmals ein Schüppchen drauf gelegt. Bengalen waren allerdings nicht mehr am Start. Die zweite Hälfte bot dann Spannung und Dramatik pur. Alicante mit einigen guten Möglichkeiten zum 2-0 (52.+55. zwei 100%ige versemmelt) und Irun mit gefährlichen Kontern. In der 90. Minute gab es dann eine knifflige Situation, als der Schiri der Heimelf einen Elfmeter verweigertet. Die Verantwortlichen auf der Bank, die Spieler und die Fans gingen ganz gut den Schiri an. Wasserflaschen flogen in Richtung des schwarzen Manns. Dann der Abpfiff und die Verlängerung musste her. (UEFA-Cup Regel in der Aufstiegsrunde)
In der 108. Minute flog ein Gästespieler nach einem ganz üblen Foul vom Feld. Wiederum gab es Tumulte auf der Bank und auf den Rängen. Fünf Minuten später ließ dann das 2-0 den Ground erbeben. Der völlig überforderte Schiri machte nach 120 Minuten anstalten abzupfeifen. Die ersten Zuschauer waren schon auf dem Feld, doch es wurde noch weiter gespielt. Immer wieder gab es Ermahnungen an die Spielerbank von Alicante. Die Zuschauer wurden wieder des Feldes verwiesen und nach drei Minuten Nachspielzeit war es dann geschafft. Alicante steht im Endspiel um den Aufstieg gegen Ferrol. Unter Polizeischutz ging es für den Schiri in die Kabine. Dabei wäre der Aufwand nicht notwendig gewesen, denn der Anhang feierte lieber seine Helden, als den Schiri zu attackieren. Im Oberrang konnte dann noch eine leichte Auseinandersetzung zwischen drei Rentnern aus Irun und Alicante beobachtet werden. Alles in Allem ein Schauspiel, das sich vollends gelohnt hat. Einige Busse werden aus Alicante die 1000 km in 12 Stunden nach Ferrol am kommenden Wochenende wohl fahren. Gespannt dürfte man auf das Derby in der kommenden Saison sein, sofern Alicante CF den Aufstieg schafft. Zurück in die City ging es wiederum zu Fuß (20 Minuten). Die Verlängerung hatte mich den letzten Flughafenbus gekostet und somit gab vier Optionen: 15 € für ein Taxi, ne Bude suchen, die 11 Kilometer laufen oder mit dem Strand vorlieb nehmen.....Viel Spaß beim raten. Drei Spiele, drei geile Grounds, was will man mehr. Viva España !!!
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