Um 22 Uhr ging es also in Mostar mit einem 23er Bus von Eurolines nach Montenegro bis an die albanische Grenze los. Der Bus war halb gefüllt und schlingerte wie ein Schlitten, der hinter einem Auto hängt, über die üblen Straßen. Die Stossdämpfer waren vollkommen hin und so konnte nicht viel Augenpflege betrieben werden. Zudem wurden etliche Grenzen passiert. Raus aus Bosnien und rein nach Kroatien, raus aus Kroatien wieder rein nach Bosnien, wieder rein nach Kroatien, wieder raus aus Kroatien und rein nach Montenegro ;-) Um 5 Uhr war dann Ulcinj erreicht und am örtlichen Busbahnhof war ein deutschsprechender Taxifahrer dann gewillt, mir die weitere Reisemöglichkeit zu erklären. Also für 1 € fix mal zum Marktplatz des Ortes (ca. 2 KM) und auf den Minibus nach Shkoder warten. (Fährt am Cafe „Tre Busa“ ab) Nach den Online-Recherchen sollte dieser um 7 Uhr nach Albanien starten. Weit gefehlt, denn bereits um kurz vor sechs traf der rote Mercedes-Kleinbus ein. Fix dem Fahrer 5 € in die Hand gedrückt und einen Platz gesichert. 45 Minuten später und 10 € Einreisegebühr für Albanien ärmer, hatte ich den Stempel im Reisepass. Alles recht unkompliziert, denn der Minibus-Fahrer erledigt alles für seine Fahrgäste. Auf die ominöse Quittung die angeblich zur Ausreise notwendig ist (in div. Reiseführern angemahnt), kann man getrost verzichten.
Shkoder "Loro Borici "
Um kurz vor 8 Uhr war also Shkoder erreicht. Einen Geldautomaten (Raiffeisenbank) findet man direkt dort, wo der Minibus hält. Der Bus nach Tirana fährt auch an dem Platz ab (Richtung Stadion). Der erste Weg führte mich zum ca. 5 Minuten entfernten Ground von Shkoder. Der erste Eindruck von Albanien bestätigte meine Befürchtungen. Alles war komplett zugemüllt. An jeder Ecke Unmengen von Abfällen. Selbst unter der Tribüne des Stadions findet man Berge von Müll. Die wohl dreckigste Stadt Europas zeigte allerdings das recht ansprechendes Stadion „Loro Borici“. In Hufeisenform findet man einen unüberdachten Allseater, mit Schriftzug „Vllaznia“ (Heimteam) vor. Per Linienbus ging es dann von Shkoder für 200 LEK (100 LEK= 1,15 €) die 100 Kilometer in die Hauptstadt nach Tirana. Doch halt- nicht ganz. Gerade als ich im Bus dachte, dass eine Zigaretten- und vor allem eine Pinkelpause nicht schlecht wäre und mir der Gedanke kam, dass ich noch nie einen Unfall im Ausland mit einem Bus erlebt habe, knallt es. Zuckelt der Fahrer doch mal eben in ein Stauende und schiebt zwei Mini-Busse und zwei Autos an. Bei funktionierenden Bremsen, wäre das nicht passiert.....Bus kaputt, Autos kaputt, aber den Insassen der Fahrzeuge nichts passiert. Also hatte ich meine Zigarettenpause. Schnell bildete sich ein Stau auf der schmalen Straße und ein weiterer Bus nach Tirana wurde gesichtet. Fix das Gepäck geschnappt und das Gefährt gewechselt. Das ich hier nochmals 100 LEK zahlen musste, schmerzte nicht weiter. Als dann die ersten Ausläufer der 900.000 Stadt sichtbar wurden, hätte ich am liebsten wieder kehrt gemacht. Bruchbuden, Hütten und Dreck, wohin man nur schaut. Zudem hielt der Fahrer mitten im Niemandsland an einer Baustelle. Just dem Taxifahrer den Plan der JuHe gezeigt und weiter im Konzert.
Tirana "Stadiumi Kombetar Quemal Stafa"
Je näher wir der Innenstadt kamen, je mehr änderte sich das Stadtbild. Eine saubere und moderne Metropole präsentierte sich. Da weder der Taxifahrer noch sonst wer die JuHe kannte, ging es auf lustige Erkundungsfahrt. Vorbei an perfekten Partylocations, in denen Chicas vom Feinsten saßen, stieg ich an einer Kreuzung aus, wo die JuHe hätte sein sollen. Und siehe da, ganz unscheinbar stand eine kleines Schild „Backpackes Hostel Tirane“ an der Eingangstür zu einer Villa. (Also für den Taxifahrer. Kreuzung: „Rruga Qamil Guran Juku“ und „Rruga Labinoti“ ) Große Erleichterung dann, als ich erfuhr, dass gar noch ein Bett für 12 € frei war. Die übrigen Hotels in Tirana sind für das Budget eines Hoppers fast unerschwinglich. Klamotten rein und nach 54 Stunden die erste Dusche genossen ;-) Dann ging es auf Stadt- und Groundbesichtigung. Das 1939 erbaute und auch zugemüllte Nationalstadion „Stadiumi Kombetar Quemal Stafa“ wurde gespottet. Abends konnte ich dann das WM-Endspiel in einer der unzähligen Kneipen (Ausstattung = Westniveau, Preise = Ostniveau) sehen und das Spektakel von Tausenden Italienern auf den Straßen bis in den frühen Morgen begutachten. Schon am nächsten Tag sollte sich verfrüht der Länderpunkt Albanien präsentieren, beim FK Tirana.
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