Um 19.30 Uhr begann die Fahrt von Tallinn nach Liepaja. Vier Leute im kleinen, aber sehr zuverlässigen Twingo. Ein Kofferraum stand nicht wirklich zur Verfügung, da dort eine komplette Musikanlage untergebracht war. Der Coburger erwies sich als tüchtiger DJ und erfüllte den einen oder anderen Wunsch. Absolut Top war Sandra mit „in the Heat of the night“ gefolgt von „ Maria Magdalena“. Wir hatten eigentlich nur geplant bis Riga zu fahren um dort zu übernachten. Benny, nun schon über 40 Stunden auf den Beinen, meisterte die schlechten Straßen prächtig. Eine Landstraße übersät mit Schlaglöchern, extremen Bodenwellen, abgefrästen Kanten ect. Unser Unternehmen „Bier bis Liepaja“ scheiterte an der Regierung der Letten. Ab 20 Uhr gibt es an den Tankstellen keinen Verkauf von Alkohol. Mindestens fünf Tanken wurden angesteuert und immer gab es eine Absage. Somit mussten wir mit den Fläschchen aus Tallinn vorlieb nehmen, die natürlich nicht lange reichten, zumal bei den Straßenverhältnissen nicht an Schlaf zu denken war.
Gegen Mitternacht erreichten wir dann endlich Riga, aber da kein Hotel am Wegesrand lag und schon einige Bekannte in Liepaja waren, tischten wir auch durch. Noch einmal 2 Stunden durch die Wildnis. 15 km vor dem Ziel kam die schon vermisste Kelle der Cops zum Vorschein. Mitten in der Nacht auf stockdunkler Straße, muss sich mal jemand vorstellen, winken die einen raus. David, der Benny beim Fahren abgelöst hatte, wurde vom Coburger zum Polizeiwagen begleitet. Speedlimit war das Zauberwort. Speedlimit? Hatte doch die ganze Fahrt über noch keinerlei Bedeutung für uns gehabt. Kurze schmerzlose Diskussion, die Nachfrage nach einem Foto und nach einem Hotel und schon ging es weiter. (Ohne zu zahlen)
Dann endlich, nach sechs Stunden in Liepaja angekommen, erspähten wir den Mannschaftsbus vor einem Hotel. Der Portier war zu gebrauchen, da er uns an ein anderes Hotel verwies und telefonisch uns ankündigte. Also noch schnell die 500 Meter gefahren und endlich am Ziel. Für Übernachtung mit Frühstück wurden pro Nase 11,50 gezahlt, wenn man bedenkt, das die Übernachtungsflieger für das gleiche wohl einen 80%igen Aufschlag von Mengede berechnet bekamen. Beim Einchecken wurde auch schon der erste Schalker gesichtet. In höchsten Tönen lobte er eine 300 Meter entfernte Disco, in der wohl der restliche blaue Anhang zu finden sei. Unter ihnen nach Gerüchte auch Altintop, Rost und Böhme.....
Eishalle
Also kurz ins Zimmer, Gepäck abgestellt und in die Lokalität. Unglaubliche Schönheiten waren zu finden. Eine Bedienung vom allerfeinsten, das Wasser konnte im Mund zusammenlaufen. Erst ein Augenschmaus in Tallinn und jetzt auch noch hier in dem kleinen Nest. Die Disco und die Schalker waren proppevoll und das morgens um vier, unglaublich.
Der lange Anreiseweg wurde noch begossen, bevor es um fünf endlich wieder ins Hotel und in das so lang vermisste Bett ging. Just in dem Moment, als der Coburger sich seiner Kleidung entledigte, ging die Zimmertür auf und eine Einheimische stand mitten im Raum, kurz den Rest abgecheckt und wieder hinaus. Vier verwunderte Blicke und dann eine Lachorgie.....was wollte die? Hatte sich aber in der Tür geirrt und musste ein Zimmer weiter hinein. An Schlaf war aber noch immer nicht zu denken. Kurz eingedöst und das Telefon läutete Sturm. Da sich aber niemand aus dem Bett bequemte, blieb kurz Zeit um Vermutungen anzustellen. Plötzlich wieder Geräusche an der Tür. Ein Schlüssel fand den Weg ins Schloss und ein Kamerad der Ultras stand mitten im Raum. Hochgradig voll legte er sich auf den kalten Boden und schlief ein. Ich kam aus dem Staunen nicht mehr raus. Allein wegen der Szenen hatte sich die Tour schon gelohnt.
Um 8.30 Uhr läutete der Wecker und nachdem man sich kurz überzeugt hatte, dass der Ultragott noch da ist und noch immer auf der kalten Erde schlief, ging es zum reichhaltigen Frühstücksbuffet. Nach und nach trafen weiter Deutsche ein. Ob die Meisten überhaupt geschlafen hatten, ist zu bezweifeln. Nach dem Frühstück wurde das Stadion aufgesucht und der Wagen dort geparkt. Tickets zum Originalpreis von 4 € gekauft. Den restlichen Tag streunerte man durch die Stadt und besuchte die Eishalle in der Liepaja gerade Training hatte. Mittags wurde wieder in der Disco eingekehrt, da hier auch ein Restaurant zu finden war. Die Bedienung war wieder dieselbe, am Nebentisch wieder ein leckerer Augenschmaus, diesmal in achtfacher Ausführung. Um 14 Uhr begaben wir uns zum Stadion. Die Tagesflieger und die Busbesatzung trafen ebenfalls gerade ein. Vor Spielbeginn noch ein tierischer Regenschauer und kein Dach vorhanden. Der Schalke Anhang belief sich auf ca. 250 Leute die aber keinen Lust hatten, Stimmung zu machen. Der lettische Anhang wurde von seinem Trommler bei Laune gehalten und zog sein Singsang fast das gesamte Spiel über durch. Das Trainingsspiel plätscherte vor sich hin und wurde auch mit 4-0 mehr als verdient gewonnen. Einer kurzen Verabschiedung folgte auch unsere Rückreise über 2000 km und auch der Teil der Reise, der endgültig zum Kult werden sollte. NRW meets Franken, Coburger und David meets Benny und mich. Zwei vollkommen unterschiedlich Sprachen. So erfuhr man vom Mastdarmproblem des Coburgers, konnte sich Gedanken darüber machen, was wohl Brunsen sein mag. Die Frankenfraktion konnte im Gegenzug mit „antischen“ nichts anfangen. Kurzum, mächtig viel dumme Laberei auf höchstem Niveau. Die Augen tränten gelegentlich durch das Lachen. Ich kam in den Genuss, die Straßen als Fahrer bei strömendem Regen kennenzulernen.
Über Klaipeda und Kaunas ging es Richtung polnische Grenze. Selbstverständlich war „Speedlimit“ wieder ein Fremdwort. Kurz vor Polen wechselte Benny mich als Fahrer ab. Bereits 3 km weiter kam die zweite Kelle der Reise. Diesmal wurden schon eine heftigere Diskussion geführt. Immerhin 125 Kmh bei erlaubten 90. Der Cop tickte völlig aus, schrie rum und meinte, dass er aufgrund der hohen Strafe nicht kassieren dürfte und Benny am Montag wiederkommen müsste. Na immerhin hatten wir ihm Bennys Führerschein ablutschen können. Gezahlt wurde wieder nicht und von wiederkommen war auch keine Rede mehr. Lediglich die Drohung, dass wir uns an das Limit zu halten hätten, gab er uns mit auf den Weg. Schwein gehabt, denn hier hätte es aufgrund seiner Laserpistole auch anders enden können. An der polnischen Grenze traf man auch die beiden Esslinger Hopper wieder und eine halbstündige Wartezeit stand bevor. Mittlerweile wurde es immer nebeliger und man konnte kaum noch etwas sehen. Die Straßen wurden natürlich wieder schlechter und mit 70 kmh ging es Warschau über Landstraßen entgegen. Die Angst eines Achsenbruchs oder Reifenschadens war der ständige Begleiter durch Polen. Der Berufverkehr in Breslau kostet uns noch mindestens eine Stunde. Das Mastdarmproblem vom Coburger wurde immer heftiger und die Fenster mussten alle 10 Minuten aufgerissen werden, um nicht elendig zu ersticken. Am frühen Morgen lief nochmals jeder zur Höchstform in „Dumm labern“ auf. Kultig.....
Endlich um 11 Uhr hatte uns das Vaterland wieder. Endlich wieder Autobahnen. Endlich wieder Klos, endlich durfte ich den treuen Twingo wieder steuern, endlich wieder in Euro bezahlen, aber auch endlich vorbei mit den Schnäppchenpreisen.......Um 15 Uhr war dann Coburg erreicht und für Benny und mich standen nochmals 400 km an. Aber auch diese gingen vorbei und um 20 Uhr konnte ich meine Badewanne genießen und über all das Erlebte noch mal nachdenken. Die kultigste Fahrt war vorüber. 4200 km in nur drei Tagen lagen hinter uns, Zwei neue Länderpunkte konnten eingefahren werden, die schönsten Frauen der letzten 20 Jahre wurden gesichtet und Pläne für ähnliche Touren wurden geschmiedet. Bleibt abzuwarten, welche Gegner die Gruppenauslosung bringen wird, natürlich sind wir auch dann wieder am Start. Kosten der Tour ca. 200 € (durch den Flug nach Tallinn)....bei Mengede war für den Übernachtungsflug mehr als das Doppelte fällig....no more comment......
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