"Pamplona - Die größte Party Spaniens"
Nach 2010 ging es also wieder nach Pamplona. Rayner offerierte einen sensationellen Kurs von Weeze (wo man fast wegen der Drecks Deutschen Bahn den Flug verpasst hätte) nach Bilbao und da in Pamplona während San Fermin alle Übernachtungen das 10-fache kosten und man keine große Lust hatte 5 Nächte in Parks oder im Busbahnhof zu schlafen, nahm man eine Hotelkutsche in Anspruch. Via Miranda de Ebro, wo man den Ground des neuen Zweitligisten spottete, erreichte man Pamplona. Kurz in die noch leere Stadt und gute Nacht Pamplona. Am nächsten Tag konnte man noch einigermaßen auspennen, denn um 12 Uhr fällt der Startschuss zur einwöchigen Fiesta. Also durch die überfüllten Straßen zur Stierkampfarena um Tix für die Corridas zu holen. Das verschwundene Fax machte keinen Eindruck, denn anders als noch vor zwei Jahren hieß es "Solo Periodistas de España". OK nachvollziehbar, da der größte Teil der Pressetypen aus dem Ausland eh San Fermin verdammt. Bleibt doch einfach ganz weg liebe ausländische Medienlandschaft und berichtet gar nicht davon, zumal wenn ihr keine Ahnung habt. Nicht umsonst ist die "BLÖD"-Online Seite bei Mc Donalds in Pamplona gesperrt :-) oder der Online-Bericht der Rheinischen Post weißt einige Recherche-Fehler auf... Bitter…..Aber ich schweife ab, denn es ist mir persönlich vollkommen egal, ob jemand San Fermin und die Stierhatz oder die Corridas hasst……zum Glück gibt es noch reichlich Leute, die es wie ich, feiern. Aber zurück zu den Karten: Natürlich unendliche Schlangen an den vier kleinen Luken und vordrängeln wird mit einem Pfeifkonzert und Platzverweis geahndet. Also doch auf den abendlichen Schwarzmarkt vertrauen?
In den Gassen dann eine Litergallone San Miguel als Frühstück eingenommen und zum Platz von vor zwei Jahren, denn wiederum war zum Rathausplatz kein durchkommen mehr. Dort gab es dann eiskalte Sangria in Plastikliterflaschen zum Schnäppchenpreis von 3 €, die gar noch gut schmeckte. Hier kam man dann auch mit ein paar durchgeknallten (wie eigentlich alle die zu San Fermin anreisen) Neuseeländern ins Gespräch, die immer wieder für Nachschub sorgten. Um 12 Uhr war es dann soweit und das weiße T-Shirt und die weiße Hose verwandelten sich in eine Mischung aus Rotwein, Sekt, Bier, Ketchup und Senf. Lecker, denn alles was greifbar war, wird verspritzt. Einer hatte gar einen Kanister mit Spritze am Start, wo man eigentlich Unkraut mit besprüht. San Fermin war eröffnet. The Show begins. Gegen 14 Uhr dann nochmals zur Arena und siehe da, die Schlangen waren recht kurz. Dennoch fast eine Stunde angestanden, um für den heutigen und nächsten Abend Tix zu erstehen. Den dritten Abend schenkte man sich, denn mit 22 € bzw. 28 € schlugen die günstigsten Tix zu buche. (Knapp über 100 € sollte die teuerste kosten) Die morgendlichen Veranstaltungen nach dem Rennen (dazu später mehr) kosten 10 €.
Ausgestattet mit den Karten zwängte man sich durch die völlig überfüllten Gassen. Hier gesellte man sich zu ein paar Deutschen, die das vierte Mal schon vor Ort waren, und verplapperte bei Sangria den Nachmittag. Gegen 17:00 Uhr dann zum Supermarkt und ein paar Brausen eingeladen und endlich in die Arena. Mit hineinnehmen darf man übrigens alles was das Herz begehrt. Kontrollen sind keine vorhanden. Die heutigen sechs Kämpfe wurden ausschließlich vom Pferd aus betrieben (Corrida de Rejones). Wiederum erstaunlich, was so ein Gaul alles kann. Allerdings wurde gleich im ersten Kampf der Torero vom Pferd geholt, da der Stier den Gaul recht gut anging. Nach guten zwei Stunden dann 6-0 für Pferd und Reiter und jeden Euro wert gewesen. Bis 23 Uhr musste man noch aushalten. Schon unheimlich, wie viel Sangria ein Körper vertragen kann ;-) und man kam dennoch die gesamten Tage ohne Aspirin aus. Gut dass man sich, anders als die Spanier, vom Schnaps fern hielt. Reichlich Ausfälle lagen schon in den Parks oder den Ecken. Die Gassen stanken schon fürchterlich, obwohl recht viele kostenlose WC`s vorhanden sind.
Um 23 Uhr begann das abendliche Feuerwerk am Busbahnhof. Eine immense Lautstärke der Raketen, eine optisch ausgereifte Pyro-Show unterhielt hunderttausende Besucher. (Nicht Zehntausende liebe RP). Hier traf man weitere Deutsche, von denen mich einer allen Ernstes fragte, ob ich Augsburg kenne. Kippen tauschte man hier dann noch gegen zwei Brausen und nach dem Feuerwerk ging es schnurstracks zum Hotel auf vier Rädern. Platt und fertig pennte man sofort ein. Bereits um 6.30 Uhr schellte wieder der Wecker.
El siete del siete. Der siebte siebte. Der Tag, an dem der erste von sieben Encierros ( die Läufe in den Gassen) immer beginnt. Auf dem Weg zum ersten Encierro musste man teilweise über Schnapsleichen klettern. Die Stadt eine einzige, stinkenden und klebrige Müllhalde. Endlich den Weg durch die Absperrungen gebahnt, ging man zur selben Stelle, wie vor zwei Jahren. Kamera, Brille, Kohle wurde alles im Auto gelassen, da es beim laufen nur hinderlich ist. Gut 45 Minuten hieß es nun noch warten, bis die Startrakete abgeschossen wurde. Und da waren sie wieder die Biester. 6 Stiere begleitet von den Kühen. Heute liefen sie allerdings wesentlich weiter entfernt an mir vorbei, als beim ersten Encierro 2010, aber der Kick war nicht minder weniger. Weltklasse - einfach unbeschreiblich. Gemütlich zum Auto, beim Cafe meines Vertrauens die nötige Koffeeindosis geholt, die Örtlichkeiten benutzt (die waren wohl die einzig sauberen im ganzen Umkreis) dann beim goldenem M gefrühstückt und den Tag im Schwimmbad verbracht. 5,65 € kein Schnapper, aber mit free WIFI und günstiger Brause sicherlich zu verschmerzen. Gegen 18 Uhr war man dann wieder an der Stierkampfarena. Die zweite Corrida stand an.
Heute gab es zumindest in der Arena den klassischen Stierkampf. (28 € ) Bis auf die Picadores, waren keine Pferde zugegen. Also Mann gegen Stier. Auf den Rängen hingegen ein Schauspiel. Etliche Peñas hatten ihre Plätze eingenommen und gaben sich den Köstlichkeiten und dem Terrorsuff hin. Blockfahnen, Doppelhalter, Kapellen, alles zugegen. Selbst eine Gladbach-Fan Club Fahnen aus Spanien hing. Support vom feinsten, irgendein Peña sang immer etwas, teilweise stimmte die komplette Arena mit ein. Viele hat das Schauspiel im Sand nicht so recht interessiert. Vielmehr wurde sich der Party und dem Suff hingegeben. Drei Toreros durften je zwei Mal antreten. Lediglich einer konnte in seinem ersten Kampf überzeugen und bekam als "Lohn" ein Ohr vom Stier. (Gestern schaffte einer zwei Ohren - den Schwanz allerdings niemand) Seine zweite Corrida allerdings grottenschlecht. Auch die anderen beiden konnten wenig überzeugen. Letztlich siegten sie allerdings wie erwartet ebenfalls mit 6-0. Danach gemütlich in die noch immer hoffnungslos überfüllten Gassen und gemütlich ein paar Brausen eingenommen, bevor wieder Feuerwerk anstand und es in die Falle ging.
Sechs Uhr und das Handy schreit. Encierro Nummer zwei beginnt in zwei Stunden. Heute mal einen anderen Platz gewählt, bis die ACAB`s alle Leute vertrieben. Das Stück wird immer gesperrt, um kurz vor dem Start, die Masse zu entzerren und damit die Leute sich dort verteilen können. Also ein anderes Schlupfloch gewählt und als die Bullen die Straße freigaben, wieder hin. Kaum kommen die Biester angerannt, fällt mir schon so ein Trottel aus Asien vor die Füße. Selbstverständlich auch drüber gefallen und die Knie lädiert. Na ja, Schwund ist immer. Also wieder auf und leider weit nach den Stieren (ca. 2 Min) erstmalig in die Arena gelaufen. Hier dann gewartet und mit einem Ami unterhalten, der erstmalig in Pamplona war und nichts Böses geahnt. Plötzlich kommt die Masse in Bewegung. Es wurde ein junger Stier in die Arena gelassen und er begann die Leute zu jagen. Die ganz krassen Typen legen sich am Einlasstor flach auf den Boden, so dass der Stier über sie rüber springen muss. Ein Schauspiel, obwohl es auch hier einige Leichtverletzte gab. Die Hörner sind zwar abgeklebt, aber das Gewicht und die Power der Biester sind schon enorm. Hier konnte dann auch endlich der ersehnte "One Touch" erfolgen. Nach gut fünf Minuten ließ man dann die Mutter des Stieres in die Arena, der er dann fix wieder hinaus folgte. Fünf weitere Stiere folgten, einige ganz schön wild. Im Vorfeld hab ich mir schon überlegt, weshalb man 10 € bezahlt, nur um zu sehen, wie die Stiere und die Leute vom Encierro in die Arena laufen. Nun weiss ich es. Nettes Schauspiel, besonders wenn der eine oder andere auf die Hörner genommen wird. Wieder ins Schwimmbad, abends mal eine neue weiße Hose gekauft, da die alte vor Dreck schon stand und zum Feuerwerk.
Der leider letzte Encierro 2012 stand für mich an. Gegen sieben war man diesmal dort, wo die Bullen tags zuvor die Absperrung errichtet hatten. Heute lediglich Autoschlüssel und Fotoapparat mit. Die Biester kommen, Auslöser gedrückt und hinterher. Endlich mal kein Trottel der vor die Füße fällt. Allerdings war ein Stier zurückgeblieben und kam von hinten. Lief aber dann doch recht weit vorbei. Also gemütlich zur Arena, bis die Bullen auf einmal mit einem großen Eisentor den Encierro sperrten und keinen mehr durchließen. Als vorletzter durch die schmale Öffnung gehuscht und einen netten blauen Arm dabei geholt. A.C.A.B. In der Arena dann vom ersten Jung-Stier ein paar Bilder und ein Video (wenn ich es gerippt bekomme, folgt es noch) gemacht und für die fünf weiteren hinein in den Sand. Schon krass, wie die Leute teilweise drauf sind. Einer springt über den Stier und erntet dafür tosenden Applaus von den Rängen. An die Hörner fassen, oder gar am Schwanz ziehen ist ein absolutes No Go und erntet Hijo de Puta Sprechchöre und gellende Pfiffe. Der größte Teil der Leute im Sand der Arena dürften Touristen sein. Die Spanier schauen sich das Schauspiel von den Rängen an. Viele Kopfkameras sind im Einsatz und teilweise stehen die Typen Auge in Auge mit dem Stier. Auch heute reichlich verletzte in der Arena.
Leider heißt es Abschied nehmen von Pamplona und via meinem morgendlichen Stammkaffee (und Klo) machte man sich auf an den Strand nach San Sebastian. Allerdings war das Wetter heute so übel wie in Deutschland und es lief auf einen Stadtspaziergang hinaus. Bis in Flughafennähe von Bilbao fuhr man noch und morgens ging es dann pünktlich heim. 2014 (oder doch schon 2013 ??? *grins*) sehen wir uns wieder SAN FERMIN…allerdings nicht am Wochenende, denn da ist der Encierro und die Stadt zum Bersten voll. Montag war es da schon angenehmer. VIVA SAN FERMIN !!!!!!!! Als Fazit bleibt nur das.
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