Welcher Teufel mich geritten hat, den Trip per Bus nach Mostar anzutreten, bleibt wohl schleierhaft. Aber sämtliche Flüge nach Dubrovnik hätten das Reisebudget gesprengt und Busfahrpläne von Dubrovnik nach Mostar sind im Netz eh fast so gut wie gar nicht zu finden. Lediglich der bekannte rot-weiße Ferienflieger offerierte kurzfristig noch einen Flug für 99 €. Fein, doch bei der Buchung kam recht fix der Hinweis, dass es keine One-Way-Flüge zu buchen gibt. Also machte ich mich Freitagfrüh mit Eurolines auf den Weg. So ziemlich jede deutsche Großstadt wurde noch angefahren und als man nach sage und schreibe zwölf !!! Stunden München erreicht hatte, war der Bus bis auf den letzten Platz gefüllt. Glücklicherweise war die Busbesatzung recht „normal“, keine Suffköppe (war eh kein Klo im Bus) und vor allem keine nervigen Blagen. Ganz im Gegenteil, fast alle Bosnier sprachen Deutsch und so verging die Zeit bis zur Ankunft in Mostar doch unerwartet schnell. Schon am Grenzübergang nach Bosnien sah man Häuser mit Einschusslöchern, weiterhin wechselten sich Neubauten (in denen aber niemand zu wohnen scheint) mit recht verfallenen Gebäuden permanent ab. Dann endlich nach 28,5 Stunden, zeitweiligem Unwetter mit Dauerregen entlang der schmalen Straße zwischen den Bergen, nach gefühlten 80 Zigarettenstops, war das erste Ziel der Reise erreicht. Der Bus hielt in Mostar (nicht am Busbahnhof) und somit hieß es zunächst einmal das Gepäck loszuwerden. Da fast jeder Deutsch oder Englisch spricht, war es natürlich ein leichtes, den ca. 20 Gehminuten entfernten Busbahnhof zu finden.
In diversen Internetforen war zu lesen, dass hier wohl private, erschwingliche Unterkünfte von einigen Omis offeriert würden. Aber nichts der gleichen. Also zunächst die Information vor Ort angesteuert und die Augen wurden groß, als ein Bus nach Ulcinj, an der albanischen Grenze, für 22 Uhr ausfindig gemacht wurde (15 €). Übernachtung somit hinfällig. Das Gepäck konnte auch für 1 € beim Ticketverkauf deponiert werden. Es folgte eine Stadtbesichtigung der wirklich schönen Altstadt von Mostar, incl. der Überquerung der im Krieg zerstörten und mittlerweile wieder aufgebauten „Stari Most“ Brücke. Noch einige zerschossene Häuser erinnern an den Krieg. Überall konnte ich ohne Probleme mit Euro zahlen. Das Preisniveau war natürlich recht ansprechend. Schachtel Kippen für unschlagbare 3,10 KM (nicht Kilometer, sondern Konvertierte Mark 1 KM= 0,50 €) Mac Donalds wurde leider vergeblich gesucht.
Im Einkaufszentrum nahe des Stadions, welches Schutz vor dem einsetzenden Regen bot, wurde die restliche Zeit abgeasselt. Tix für das Match gab es nur bei den fliegenden Händlern für 8 KM. Das „Bijeli Brijeg Stadion“ verfügt über eine ernorm große zweistöckige unüberdachte Tribüne. Lediglich drei Sitzreihen sind vom Überhang der oberen Hälfte überdacht. Gegenüber findet man lediglich einige Stufen vor. Hinter den Toren sind keine Plätze auszumachen. Die heutige Zuschauerzahl ist schwer zu schätzen. Ca. 4000 Fans waren anwesend, Gäste aus Israel waren natürlich keine am Start. Das Grüppchen Ultras aus Mostar bestand aus ca. 50 Personen, die zunächst einen brauchbaren Support, mit zwei Schwenkern und Zaunfahnen ablieferten, bis es innerhalb der Gruppe zu Streitigkeiten kam und man danach deutlich abbaute.
Nach 17 Spielminuten ging die Heimelf dann auch erwartungsgemäß mit 1-0 in Führung, doch nur zwei Minuten später konnten die Gäste ausgleichen und meine Befürchtungen bzgl. Verlängerung nähren.(Anstoß 19 Uhr- Bus 22 Uhr). Sofort nach Wiederbeginn bekam ein Bosnier die gelb-rote Karte und die Israelis nutzen die Überlegenheit zu meiner Freude aus. In der 57. Minute konnte die Verlängerung mit dem 1-2 ad acta gelegt werden. Mindestens 40 % der Besucher verließen schon jetzt das Stadion. Eine viertel Stunde vor Schluss erhöhten die Jungs aus Tikva gar noch auf 3-1. Wiederum gingen 40 % der Besucher. Jetzt begannen auch die Ultras wieder mit ihrem Support, und wollten ihre mitgeführten Bengalos wohl nicht wieder mit heim nehmen. Nach dem Schlusspfiff ging es gemütlich 25 Minuten zum Busbahnhof, wo ich mir unterwegs noch bei zwei deutschen Jungs der Truppe die Bestätigung abholte, dass es kein goldenes M in Mostar gibt. Um 22 Uhr kam dann auch der Bus nach Ulcinj.
Fazit: Der Horrortrip per Bus konnte sich, trotz der vielen Staus in Deutschland, gut aushalten lassen. Keinerlei Probleme an den Grenzübergängen wurden verzeichnet und mit Englisch und Deutsch kommt man in Bosnien sehr gut durch. Mostar präsentierte sich ganz entgegen der Befürchtungen als recht schöne Stadt. Lediglich die nicht verfügbaren online Informationen über Busse trüben etwas das Bild. Sarajevo steht noch auf dem Reiseplan, aber erst, wenn es dort ein goldenes "M" gibt.
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