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Noch immer vom gestrigen Besuch in St. Etienne angetan, weckte mich die Sonne um 9 Uhr. Gut 550 km waren noch bis Lens zu bewältigen, aber es waren ja auch noch neun Stunden Zeit. Also ging es gemütlich, wieder mit etlichen Holländern als Wegbegleiter, in den Norden Frankreichs. 45,40 € Maut wurden fällig und dank Routenplan und Navi wurde der Stade Félix Bollaert problemlos gefunden. Hier zeigte sich das selbe Schauspiel wie gestern. Um 13.30 Uhr waren die Kassen schon geöffnet. Tix waren von 4 € - 8 € erhältlich. Die ersten Polen schlichen auch schon ums Stadion. Sollte man ähnliches wie bereits gestern erleben? Bis Spielbeginn waren noch 4 1/2 Stunden zu überbrücken und so konnte man der Burgerstube gegenüber des Stadions nicht widerstehen.




Die Abholung der reservierten Karte gestaltete sich sehr zeitaufwendig. Der Abholschalter öffnete erst um 17.10 Uhr seine Pforten und die Schlangen an den anderen Kassen wurden auch zusehends länger und länger. Erste Gesänge der Polen aus Poznan waren schon außerhalb des Stadions zu vernehmen. Ca. 8000 Menschen standen eine 1/2 Stunde vor Anstoß noch für Karten an und erste Unruhe kam auf. Endlich konnte um 17.30 Uhr das Stadion betreten werden. Hier fand ich einen natürlich komplett überdachten und umzäunten Allseater vor. Lediglich die Gegentribüne ist etwas kleiner ausgefallen. Aber immerhin handelt es sich um den drittgrößten Erstligaground in Frankreich. Enttäuschend war allerdings der Zuschauerzuspruch zu Beginn. So waren ca. 15.000 Fans im weitem Rund verstreut. Unter ihnen ca. 300 Blau-Weiße aus Polen. Ein paar Minuten vor Beginn füllte sich das Stadion und ich vermute, dass reichlich Leute ohne Karten reingelassen wurden. Die offizielle Zahl lag bei ca. 24.000.




Anders als gestern, begann der Support erst kurz vor Beginn des Spiels. Ein Animateur heizte den Tribünen ein. Die Polen zogen ihr eigenes Ding durch und wussten teilweise sehr gut zu gefallen. Unter dem kleinen Mob fand man einige kurzgeschorene Muskelpakete, die aber ebenfalls kräftig anfeuerten. Eine Schalparade wurde präsentiert, reichlich Zaunfahnen waren zu finden und während des Spiels wurde noch eine Blockfahne gezeigt. Als das Spiel lief, kam ein Kommando, woraufhin sich der komplette Block der Polen seiner Oberbekleidung entledigte. Von da an gab es bis zum Schluß "Oberkörperfrei Support". Von stimmgewaltigen Gesängen (unterstützt von einer Trommel), über Einhaken und Spaßboxereien war alles zu finden. Gerade letzteres zog einige entsetzte Blicke der Tribünenbesucher auf sich.




Der Großteil der Heimfans ist auf der Gegentribüne untergebracht und auch hier steht ein Carpo auf dem Zaum und sorgt für gute Stimmung. Ein Schal/Fahnen/Doppelhalterintro sorgte für die optischen Reize. Auf der Hintertortribüne wurde ein Spruchband entrollt (ja keine Französichkenntnisse). Im Oberrang waren zwei Blockfahnen zu sehen. Wechselgesänge machten auch in Lens die Runde. Hinter dem Tor findet man eine kleine Gruppe, die Schwenker präsentiert. Pyro war nicht im Spiel.




Die Intensität des Supports war auch hier sehr gut, reicht aber bei weitem nicht an St. Etienne dran. Die Kapelle auf der Gegentribüne spielt fast unentwegt und so gibt es immer wieder div. Lieder der Lens-Fans zu vernehmen. Dem 1-0 in der 18. Spielminute lassen die Franzosen das 2-0 kurz vor der Halbzeit folgen. Die Polen sind nun natürlich etwas ruhiger. In Hälfte zwei kommt es dann fast zum Eklat. Vor dem Lens-Block wird ein Spruchband gezeigt, was die Ordner auf den Plan ruft. Sofort stürzen sie hin und versuchen das Teil abzureißen. Verbissen kämpfen Fans und Ordner (unter Pfiffen der anderen Zuschauer für die Ordner) um das Spruchband. Zwei Fans fallen vom Zaun und finden sich im Innenraum wieder. Sofort sind die Ordner zur Stelle, lassen diese aber später wieder in ihren Block. Den Kampf um das Spruchband haben sie auch noch gewonnen, als es in Einzelteile zerreißt. Diese Aktion hat dem Support ein klein wenig Power genommen.




Die Polen hingen selbstverständlich auch alle am Zaun, als sie in der 66 Minute auf 2-1 verkürzen können. Umgeben von einigen Cops wird wie ganz selbstverständlich, ein Bengalo gezündet. Die Uniformierten schauen einfach nur zu. Mit dem Schlusspfiff wird das Stadion verlassen, während die Polen noch eine Blocksperre über sich ergehen lassen müssen. Bereits um 23 Uhr ist dann, nachdem der 6385 Wohnwagen überholt wurde, Düsseldorf erreicht. Selbst ein 10 km Stau vor dem Kennedytunnel in Anwerpen konnte nicht schocken (dreist sein hilft), genauso wenig konnte das Radargerät was aufgebaut war, noch ein Fotos schießen.




Fazit der Tour: Von wegen Mickey Mouse Cup. Fantastische Stimmung in St. Etienne. Ein sehr guter Support in Lens, sowie ein starker Auftritt der Polen. Dazu ein nicht erwartetes großes Zuschauerinteresse bei beiden Spielen.  

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